Traditionen leben und erhalten
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Die Runst und die Runstbegleitung
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Die Runst, der Gang über den gesamten Rennsteig (168,3 km), ist in unserem Verein seit Anbeginn (1896) eine besondere Wanderung in einem Zeitfenster von 6 Tagen. Sie muss organisiert werden, damit die Übernachtungen, die Verpflegung und der Gepäcktransport gesichert sind.
Im Laufe der Zeit, haben sich auch andere Formen, wie die Quadratrennerrunst (an 5 Tagen, ohne Gepäcktransport) herausgebildet, aber stets wird der ganze Rennsteig gelaufen. Unser Hauptrennewart Frank Donath hat bei der letzten Jahreshauptversammlung 2012, den Gedanken geäußert, angesichts der Altersstruktur im Verein, eine Runst über 10 Tage anzubieten. Er erwartet von den Mitgliedern, über die Vorsitzenden der Ortsgruppen, ihre Meinung dazu.
Früher wurden die Jahreshauptversammlungen am Ende des Tages, während der Runst durchgeführt, das wäre heute bei der Mitgliederzahl und der Altersstruktur undenkbar.
Unser Verein würde nicht Rennsteigverein heißen, wenn wir den Gang über den Rennsteig nicht immer wieder zelebrieren würden. Es ist nicht nur das Naturgebilde Rennsteig, also geologisch gesehen, es ist vor allem das gemeinsame Empfinden der Menschen, den Rennsteig von Blankenstein nach Hörschel und umgekehrt, zu begehen und damit Erfahrungen zu sammeln, natürlich über und in der Natur, sich kennenzulernen, sich zu helfen und frohen Mutes alles was schön ist zu genießen. Historisch ist viel passiert auf dem Rennsteig. Kundige Wanderführer berichten aus der Geschichte an immer noch lebendigen Zeitzeugen, wie den Grenzsteinen am Wegesrand, alten Burgen, Schlössern und Türmen in der Ferne, meist auf den Bergen zu sehen. Es wird oft angehalten und erzählt, an manchen Gedenksteinen und Denkmälern werden Blumen niedergelegt und Persönlichkeiten, die eng mit dem Rennsteig und seiner Geschichte verbunden waren, geehrt.
Am Sühnekreuz der Wilden Sau bzw. am Kurfürstenstein werden die Jungrenner zu Altrenneranwärtern und in der jeweils fortlaufenden Richtung, an den genannten Orten, zu Altrennern.
Dem Wanderführer wird für seine Fürsorge und seine gute Vorbereitung fast am Ende der Runst gedankt, in Hörschel am Gonnermann-Eck, in Blankenstein an den drei Rennsteigeichen, mit einem geflochtenen Kranz aus Pflanzen der Natur, der ihm auf den Kopf gesetzt wird. Mit Gesang wird an die Saale bzw. an die Werra gezogen und der am Anfang aufgenommene Stein, sowie der Kranz des Wanderführers, den Fluten übergeben.
Natürlich ist der Rennsteig zusammenhängend begangen, auch eine sportliche Herausforderung und man hört manchmal, dass er, von Einzelnen, nicht ganz geschafft wurde. Eine gewisse Vorbereitung der Kondition ist sicher sinnvoll, aber vor Blasen an den Füßen und Kreislaufschwächen ist keiner gefeit. Jeder der es geschafft hat, ist am Ende froh und stolz und diese Freude mit anderen gemeinsam zu teilen, ist doppelt schön.
Die Runstbegleitung ist eine schöne Tradition, mit den Wanderfreunden, die den ganzen Rennsteig gehen, gemeinsam Abschnitte, ganze Etappen zu bestreiten, sich zu unterhalten, Beiträge und Anekdoten aus der Geschichte beizusteuern, Freunde wiederzusehen oder einmal die eigene Leistungsfähigkeit zu überprüfen, um später auch an einer Runst teilzunehmen.
Die Ortgruppe Suhl hält die Termine deshalb in ihrem Wanderplan fest und plant außerdem gezielte Runstbegleitungen an bestimmten Abschnitten z.B. zwischen Rennsteigkreuzung und Oberhof oder von Oberhof bis zum Borstenplatz und auch weiter. Es ist ebenso Tradition am Herbert Roth Gedenkstein am Borstenplatz das Rennsteiglied zu singen und Blumen oder Waldgrün nieder zu legen. Aber auch individuelle Rustbegleitungen, an anderen Tagen und Orten, sowie die Teilnahme an einer vorbereiteten Halbzeitfeier in Neustadt am Rennweg, sind bei einigen Wanderfreunden einfach Ehrensache.
Ursula Füchsel